Beim Absturz der "Tante Ju" bei Flims kamen alle 17 Passagiere und drei Besatzungsmitglieder ums Leben.

 

Die abgestürzte "Tante JU" HB-HOT der in Dübendorf domizilierten "Ju-Air"      (Archivbild / Ju-Air)

Flims/Dübendorf - Beim Unfall einer JU-52 der JU-AIR vom Samstag, 4. August wurden alle Insassen des historischen Flugzeugs getötet. Die Maschine war 79 Jahre alt und wurde zuletzt Ende Juli gewartet worden. Beide Piloten waren äusserst erfahren. Die JU-AIR gedenkt der Unfallopfer und ihrer Angehörigen und Freunde.

«Der 4. August 2018 ist der schwarze Tag in der Geschichte der JU-AIR», sagte Gründer und CEO der JU-AIR, Kurt Waldmeier, am Sonntag vor den Medien in Flims (GR). «Wir sind tief traurig über den Unfall und denken an die 17 Passagiere, unsere drei Crewmitglieder und an die Familien und Freunde der Verunglückten. Wir sprechen ihnen unser tief empfundenes, herzliches Beileid aus. Wir alle haben einen sehr grossen Verlust erlitten.»

Über die JU-AIR und die JU-52
Der Verein der Freunde der Schweizerischen Luftwaffe (VFL) führt mit der JU-AIR seit 1983 Flüge mit drei historischen JU-52 durch. Die JU-52 ist ein dreimotoriges Flugzeug, welches von den Dreissiger- bis in die Fünfzigerjahre von den Junkers-werken in Deutschland gebaut wurde.

Die Schweizerische Luftwaffe betrieb die JU-52 bis 1981. Nach deren Ausmusterung hat sich der Verein der Freunde der Schweizerischen Luftwaffe entschieden, drei Maschinen zu übernehmen und mit ihnen Flüge durchzuführen. Die Maschinen der JU-AIR werden ausschliesslich durch sehr erfahrene Berufspiloten geflogen und durch eigene Techniker streng kontrolliert und gewartet. Seit 1983 hatte die JU-AIR keine Unfälle mit Verletzten zu verzeichnen.

Über die JU-52 «HB-HOT»
Die verunfallte Maschine wurde 1939 (vor 79 Jahren) gebaut und ist bis zum Unfall total 10’187 Stunden geflogen.  Die JU-52 wird nicht zuletzt wegen ihres hohen Alters technisch streng kontrolliert. Sie muss alle 35 Flugstunden gewartet werden. Ihre letzte reguläre Wartung fand sie Ende Juli statt.  Die letzte Jahresüberholung fand im vergangenen Winter statt. Es sind keine technischen Probleme mit diesem Flugzeug bekannt.

Über die Crew
Der Flug vom Samstag wurde durch zwei Flugkapitäne durchgeführt. Die beiden Piloten sind ehemalige Linienpiloten und Piloten der Schweizerischen Luftwaffe. Der eine Kapitän war 62 Jahre alt und mehr als 30 Jahre lang Linienpilot. Er flog mehr als 30 Jahre bei Swissair und Swiss, zuletzt als Kapitän auf Airbus A330 und A340. Bei der Luftwaffe flog er insgesamt 28 Jahre als Militärpilot. Seit 2004 flog er regelmässig JU-52 der JU-AIR. Er hatte auf dem Muster bereits 943 Flugstunden und war damit einer der erfahrenen Piloten der JU-AIR. Er hinterlässt seine langjährige Lebenspartnerin.

Der zweite Kapitän war 63 Jahre alt und seit 2013 bei JU-AIR; er hatte 297 Stunden Flugerfahrung auf der JU-52. Er war 30 Jahre Militärpilot bei der Luftwaffe und mehr als 30 Jahre Linienpilot bei Swissair, Swiss und Edelweiss – zuletzt als Kapitän auf Airbus A330 und A340. Er hinterlässt seine Frau und zwei Söhne. Unsere Flight Attendant war 66 alt und hatte mehr als 40 Jahre Erfahrung als Flight Attendant. Sie kam 2002 zur JU-AIR. Sie hinterlässt ihren Lebenspartner.

Über den Flug
Die verunglückte Maschine flog am Freitag, 3. August von Dübendorf nach Locarno. Es sind keine besonderen Vorkommnisse bekannt. Am Samstag, 4. August um 16:10 Uhr startete die Maschine in Locarno zum Rückflug nach Dübendorf. An Bord befanden sich 14 Passagiere aus der Schweiz und drei aus Österreich, sowie die dreiköpfige Crew. Die Piloten der JU-52 fliegen nach Sicht. Das heisst, sie navigieren nach Karten und halten vorgeschriebene Mindestflughöhen und Abstände von Wolken ein.

Die Route jedes Fluges wird vorher durch die Piloten geplant. Dabei spielen Wetter, Winde, Temperaturen und das Gewicht der Maschine eine Rolle. Wenn es die Bedingungen erfordern, wird der Flugweg angepasst, zum Beispiel, um Wolken auszuweichen.  Wie es am Piz Segnas zum tragischen Unglück kam, ist unklar. JU-AIR unterstützt die Untersuchungsbehörden nach Kräften. Niemand hat ein so grosses Interesse wie JU-AIR, dass die Ursachen aufgeklärt werden, damit ein solches Unglück nie wieder geschehen kann.

Kurt Waldmeier ist Flugkapitän und war 1982 Mitbegründer der JU-AIR, die er seither leitet. Er flog mehr als 5'000 Stunden auf der JU-52.

www.ju-air.ch

 

 

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