Die Winterthurerin Nicole Reist gewinnt nach dem Race Across America auch das Race Across France.

Ultracycling: Die Winterthurerin Nicole Reist war auch in Frankreich erfolgreich unterwegs. (Bild:PD - www.nicolereist.ch )

Sie hat das fast Unmögliche tatsächlich geschafft: Keine neun Wochen nach ihrem Sieg am Race Across America mit knapp 5000 Kilometern und über 50'000 Höhenmetern gewinnt die Winterthurerin Nicole Reist nun auch das Nonstop-Extremradrennen Race Across France über 2500 Kilometer und 40'000 Höhenmeter. Gestern Abend um 20.40 Uhr fuhr sie nach 5 Tagen, 8 Stunden und 23 Minuten mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 19.39 km/h als Siegerin der Damen sowie als Zweitplatzierte Overall im Ziel in Le Touquet-Paris-Plage an der Nordküste Frankreichs ein.

Damit schreibt Nicole Reist zum zweiten Mal in diesem Jahr Ultracycling-Geschichte: Noch nie hat jemand zwei derart lange Nonstop-Radrennen innert einer Saison aneinandergereiht. «Ich bin extrem glücklich, dass ich auch die zweite Mission diesen Sommer erfüllt und somit mein Ziel erreicht habe», so die erschöpfte, aber zufriedene Nicole Reist nach der Zieleinfahrt. «Richtig realisiert habe ich das alles aber noch nicht.» Das Race Across France, das zum ersten Mal stattfand, bezeichnet sie als extrem schön, aber auch sehr hart: «Dieses Rennen hat auf jeden Fall Zukunft! Es war eine wunderbare Streckenführung, schön und sicher, mit vielen Highlights. Mit seinem Streckenprofil ist das Rennen aber auch extrem hart, körperlich wie mental. Ich weiss momentan nicht, ob ich Amerika oder Frankreich als schwieriger bezeichnen würde», so «Berggeiss» Nicole Reist.

Erneut an Weltspitze bewiesen
Obwohl sie während über 2000 Kilometern die Gesamtführung des Rennens innehatte und stets einen Vorsprung von rund 30 bis 60 Kilometern auf ihren Verfolger Marcello Luca aus Italien behielt, hatte dieser gegen Ende hin mehr Reserven, überholte Nicole Reist rund 500 Kilometer vor dem Ziel und gewann die Overall-Wertung schliesslich mit gut 10 Kilometern Vorsprung. «Ich war mir sehr lange gar nicht bewusst, dass ich an der Spitze liege», erzählt Nicole Reist. «Marcello hatte ich eigentlich gar nie gesehen. Ein Rennen mit einem solchen Streckenprofil fährt aber so oder so jeder für sich.

Mein Ziel war es, durchzukommen – da ist eine Aufholjagd auf den letzten hundert Kilometern nicht realistisch», so Nicole Reist, die auf den Drittplatzierten dennoch einen Vorsprung von über 250 Kilometern herausfuhr und sich damit einmal mehr in der Weltspitze der Männer bewies. «Dies zeigt, dass ich mich vom Race Across America sehr gut erholt habe», so Reist weiter. «Ich habe mich während dem Rennen stets gut gefühlt, sowohl körperlich, wie mental. Deshalb bin ich mit meiner Leistung sehr zufrieden!» Ein grosser Dank geht auch an ihr Begleitteam: «Meine Crew war extrem professionell und hat mich perfekt unterstützt! Das ist enorm wertvoll!»

Fast die Tour de France – aber nonstop!
Das Race Across France umfasst 2500 Kilometer, die in maximal 7 Tagen abgespult sein müssen. Nicole Reist machte in ihren fünf Renntagen 5 kurze Schlafpausen à je knapp 40 Minuten. Zum Vergleich: Die legendäre Tour de France schlug in diesem Jahr zwar mit 3351 Kilometern zu Buche – allerdings aufgeteilt auf 21 Tagesetappen in drei Wochen. Die Profifahrer kamen dort nach einer Tagesetappe von 175 Kilometern im Feld und 4500 Höhenmetern auf der Alpe d’Huez an – und hatten danach Feierabend. Nicole Reist erreichte die Alpe d’Huez nach über 660 Kilometern nonstop ohne Windschatten und gut 13’500 Höhenmetern – und hängte danach gleich weitere 1900 Kilometer an.

Ziele für 2019 und 2020 bereits definiert
Nicole Reist hat mit ihrer Aneinanderreihung der Rennen in Amerika und Frankreich das geschafft, was in der Extremradszene bis jetzt als kaum machbar galt, da die Erholungsphase für den Körper zwischen den einzelnen Rennen normalerweise viel länger sein müsste. Dreifache Weltmeisterin, Europameisterin und zweifache Schweizermeisterin, viermal der Sieg am 1000-Kilometer-Rennen TORTOUR rund um die Schweiz, zwei Siege am Race Around Austria mit 2200 Kilometern, drei am österreichischen Glocknerman mit 1000 Kilometern, Overallsieg am 2150 Kilometer langen Race Around Ireland, zwei Siege am legendären, fast 5000 Kilometer langen Race Across America und nun noch in der gleichen Saison das Race Across France mit 2500 Kilometern…

Hat Nicole Reist, die in einem Vollzeitpensum als Hochbautechnikerin arbeitet, im Ultracycling nun endlich alles erreicht, was sie wollte und kann jetzt entspannt zurücktreten? «Nun, ich habe da schon noch die eine oder andere Leistungssteigerung im Kopf…», so Nicole Reist verschmitzt. «Meine Ziele für 2019 und 2020 sind definiert. Ich mache also noch mindestens zwei Saisons weiter!» Sagt’s, und geht nun erst mal schlafen – nicht nur 40 Minuten, sondern für eine ganze Nacht.

www.nicolereist.ch

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